Nachdem wir mit 2-stündiger Verspätung in Dubai gestartet waren, ging der ca. 6,5-stündige Flug im Emirates Airbus A380 nach Bangkok unspektakulär über die Bühne. Von Innen nimmt man die Größe des riesigen Flugzeugs kaum wahr, dass sich über uns eine zweite Etage voller Passagiere befindet, kann man ebenso wenig mit eigenen Augen sehen. Die Maschine hebt außerdem so sanft vom Boden ab, dass man bald vergisst, sich mehrere Tausend Meter über den Wolken zu befinden. Aus dem schier unerschöpflichen Bordprogramm entschied ich mich zuerst für Tim Burtons Alice im Wunderland, den ich nach etwa der Hälfte des Filmes jedoch enttäuscht abbrach. Stattdessen wählte ich aus dem musikalischen Bordprogramm das neue Album von Animal Collective, zog mir eine Decke über den Kopf und schlief irgendwann tatsächlich ein. Nach einem ereignislosen Flug landete die Maschine schließlich gegen 20 Uhr auf dem Flughafen von Bangkok. Im Gegensatz zu Dubai klappte die Passkontrolle hier glücklicherweise wie am Schnürchen und am Ausgang wurden wir bereits von einem jungen Thai samt Chaffeur erwartet, der uns über einen mindestens 8-spurigen Highway (ohne Fahrbahnmarkierung) in ca. 40 Minuten zum Holiday Inn Silom brachte. Während der Fahrt hatten wir nicht nur erste Gelegenheit, die beeindruckende Skyline von Bangkok bei Nacht zu bewundern, sondern machten auch erste Bekanntschaft mit den in den folgenden zwei Wochen unvermeidbaren Klimaanlagen. Im Kleinbus herrschten nicht mehr als 15 Grad, so dass ich vorsorglich die bereits im Gepäck verstaute Winterjacke wieder zum Vorschein holte, um mich nicht gleich am ersten Tag zu erkälten.
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Im Hotel angekommen, machten wir an der Rezeption zudem erste Bekanntschaft mit dem Wai, dem freundlichen thailändischen Gruß. Spätestens jetzt war klar, dass wir uns auf der anderen Seite der Erdkugel befanden. Der Ausblick aus dem Hotelzimmer im 15. Stock erwies sich als atemberaubend: Direkt gegenüber befindet sich der imposante State Tower mit der wohl spektakulärsten Dachterasse der Welt. Erst jetzt fällt uns auf, dass wir seit fast 48 Stunden keine richtige Mahlzeit zu uns genommen haben. Da wir eh noch viel zu aufgekratzt sind, um schlafen zu können, starten wir eine kleine Erkundungstour entlang der Silom Road. Auch wenn es mittlerweile gegen 22 Uhr ist, liegt die Temperatur noch immer bei etwa 30 Grad, die Luft erinnert an ein Gewächshaus. Trotzdem fühlt sich das Klima nicht unangenehm an. Vor dem Hotel machen wir erste Erfahrungen mit den auf Kundschaft lauernden Tuk-Tuk-Fahrern, auf dem Silom Road haben überraschenderweise bereits fast alle Geschäfte geschlossen. Nur einige Massageläden haben noch geöffnet. Vor jedem Laden sitzen 5-6 Frauen, ihre „Massage, Massage!“-Rufe werden uns die nächsten zwei Wochen auf Schritt und Tritt begleiten und klingen noch heute in meinen Ohren. Als Europäer fällt man in Bangkok nicht nur auf, sondern ist auch ein wandelnder Geldautomat, der gemolken werden möchte.
Nicht weit vom Hotel entfernt finden wir das Silom Village, eine Ansammlung von Geschäften und Restaurants. Hier brennt noch Licht und wir bestellen unser erstes Original-Thai-Curry mit Hähnchen und Erdnüssen, was wie erwartet köstlich schmeckt. Außer uns sitzt nur noch ein englischer Geschäftsmann mit zwei thailändischen Kollegen an einem der Nachbartischen unter freiem Himmel. Auf dem Rückweg zum Hotel schlendern wir noch ein wenig durch die Seitenstraßen, finden heraus, dass sich die Gay-Sauna Heaven tatsächlich nur auf der anderen Straßenseite befinden, doch auch hier ist schon alles dunkel und die Bürgersteige hochgeklappt. Bisher erscheint mir Bangkok nicht exotischer als Gran Canaria. Nun bin ich um die halbe Welt geflogen und selbst hier ist abends anscheinend nicht mehr los als in Minden… Zurück im Hotelzimmer genieße ich aus dem Bett die unglaubliche Aussicht, bevor ich irgendwann dann doch in einen langen, tiefen Schlaf falle…