Die explodierenden Mieten in deutschen Großstädten sind ein viel diskutiertes Problem. Genau wie der Rest der Bevölkerung, möchten auch die meisten schwulen Männer am liebsten in der Stadt leben. Viele Provinz-Gays verlassen ihre Dörfer und ziehen nach Berlin oder Köln, Hamburg oder Hannover. Als junger Schwuler auf dem Dorf wollte auch ich unbedingt in der Stadt wohnen: Dort gab es (damals noch) Gay Clubs, schwule Bars und Cafés, Partys – und natürlich viele homosexuelle Männer. Trotzdem habe ich diesen Schritt nie vollzogen: Von meinem Elternhaus auf dem Dorf zog ich nur in die nächste, gerade mal sieben Kilometer entfernte Kleinstadt. Dort blieb ich auch während meines Studiums wohnen und pendelte täglich zur Uni in Hildesheim (auch nicht gerade eine Metropole von Weltruf). Durch die Liebe verschlug es mich dann nur knapp 40 Kilometer weiter – in die nächste Kleinstadt.
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Gay auf dem Land: Schwules Leben in der Provinz
Mittlerweile weiß ich auch als schwuler Mann das Leben in der Provinz zu schätzen. Die Gründe, warum man auch als Gay prima auf dem Dorf leben kann, verrate ich dir heute in meinem Blog.
1. Günstige Mieten und Immobilienpreise
Vor acht Jahren haben wir am Rande der Kleinstadt in Haus gekauft. Für viele Schwule ist das die reinste Horrorvorstellung. Auch ich habe nie von einem Eigenheim geträumt: Bei den günstigen Immbilienpreisen in der Provinz wäre es jedoch ein Fehler gewesen, weiterhin Miete zu bezahlen. Für den Betrag, den wir monatlich in unser eigenes Haus stecken, würde wir in der Großstadt nur eine kleine Wohnung bekommen.
2. Unser Garten
Der größte Luxus auf dem Land ist der eigene Garten. Während die meisten Großstädter sich über einen kleinen Balkon freuen, auf welchem sie den Blicken der gesamten Straße und Nachbarschaft ausgesetzt sind, können wir in unserem Garten im Sommer wunderbare Grillpartys feiern, nackt in der Sonne liegen oder auch mal mitten auf dem Rasen Sex haben.
3. Viel Platz
Natürlich haben wir in unserem Haus deutlich mehr Platz, als in einer Mietwohnung. Insgesamt stehen uns drei Etagen zur Verfügung. Ich habe mein Büro und ein eigenes Musikzimmer. Da mein Mann laut schnarcht, haben wir zudem zwei Schlafzimmer – und trotzdem noch genug Platz für ein Gästezimmer.
4. Parkplatz
Wenn ich Freund in der Stadt besuche, muss ich Ewigkeiten nach einem Parkplatz suchen oder horrende Beträge für das Parkhaus bezahlen. Einen freien, kostenlosen Parkplatz zu finden, ist in der Großstadt ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Bei uns können die Besucher direkt vor dem Haus parken. Für unsere eigenen Auto haben wir eine eigene Garage und zwei weitere Stellplätze auf dem Grundstück.
5. Laut Musik hören, ohne die Nachbarn zu stören
Ich höre gerne und laut Musik – am liebsten Techno und House. Früher haben sich oft die anderen Mieter über meine laute Musik beschwert. Seitdem wir ein eigenes Haus haben, kann ich zu jeder Uhrzeit so laut Musik hören, wie ich möchte.
6. Kurze Wege
Hier in der Kleinstadt kann ich jeden Ort schnell auf dem Fahrrad erreichen. In der Großstadt braucht man dagegen oft eine Stunde oder länger, um mit der Straßenbahn oder U-Bahn zu einer Bar oder einer Party zu gelangen. In der selben Zeit komme ich mit dem Auto in andere Städte, wie z.B. Hannover, Bielefeld, Osnabrück oder Bremen.
7. Auf dem Land gibt es noch richtige Männer
Mein Mann und ich sind keine Szenegänger. Einmal im Jahr fahren wir auf eine Gayparty nach Hannover. Danach haben wir für die nächsten 12 Monate wieder genug von der Szene. Dafür gibt es auf dem Land noch richtige Kerle. Das viele von ihnen bisexuell und verheiratet sind, stört mich nicht – im Gegenteil. Sie trifft man im Internet, im Pornokino (die es auch in Kleinstädten gibt) oder am lokalen See. Die Gaysaunen in Hannover, Bielefeld und Enschede können wir relativ schnell mit dem Auto erreichen.
8. Nette Nachbarn
Die Provinz gilt in der Regel als besonders konservativ und piefig. Als schwule Paar haben wir jedoch NOCH NIE negative Erfahrungen gemacht. Wir haben zu allen Nachbarn ein prima Verhältnis. Offensichtlich hat sich noch niemand an den beiden schwulen Männern in der Nachbarschaft gestört.
9. Natur ist gesund
Natürlich gibt es hier am Rande der Kleinstadt auch jede Menge Natur. Nach knapp fünf Minuten bin ich mit dem Fahrrad raus aus der Stadt. Hier kann ich auf Feldwegen oder am Mittellandkanal entlang radeln. Gerne fahre ich auch mit dem Rad auf dem Weserradweg, der durch unsere Stadt führt, oder mit dem Mountainbike über die Gipfel und Wälder des Weserberglands.
10. Der einzige Nachteil: Die Ruhe
Bevor ich dich total neidisch auf das schwule Landleben mache, möchte ich dir auch noch einen Nachteil verraten: Die Ruhe – vor allem in der Nacht! Ich kann nicht gut schlafen, wenn es draußen totenstill ist. Wenn ich bei einem Freund in London zu Besuch, liebe ich es, im Bett den Lärm der Stadt zu hören. Hier in der Provinz hört man nachts kein Auto und erst recht keine Menschen!
Der einzige Schwule im Dorf?
Ansonsten möchte ich mein Leben mit keinem Großstadt-Gay tauschen: Den vielen Platz und das ungestörte Leben in unserem Haus am Rande der Kleinstadt möchte ich nicht gegen die beengten und überteuerten Wohnverhältnisse in einer großen Metropole tauschen!
Welche Erfahrungen hast du als Schwuler auf dem Dorf gemacht? Wohnst du als Gay lieber in der Provinz oder liebst du das Stadtleben? Ich freue mich auf deine Kommentare!