Die Prostitution in Norwegen nimmt für Reisende, welche sich für das Land als Urlaubsziel entschieden haben, eine wichtige Bedeutung an. Wie in den meisten Ländern und Kulturen wird Prostitution, sei es durch Nutten, Stricher oder Callboys, von den Norwegerinnen und Norwegern eher abwertend und negativ betrachtet. Oft wird die Sexarbeit mit Abscheu und Ekel in Verbindung gebracht. Die Motive und Hintergründe der einzelnen Prostituierten und die Intentionen, die hinter der Ausübung ihrer Tätigkeit stehen, werden häufig übersehen und nicht weiter hinterfragt und thematisiert.
Prostitution in Norwegen: Was muss man beachten?
Prostitution wird in Norwegen zwar akzeptiert, aber nicht als eigenständige und „normale“ Tätigkeit zur Finanzierung des Lebensunterhalts angesehen.
Die selbständige Prostitution als solche wurde in Norwegen nicht verboten. Das Verbot von Bordellen begann jedoch bereits 1884. Neun Jahre später wurden sogar die Registrierungspflicht und die obligatorischen medizinischen Untersuchungen für Prostituierte abgeschafft, da sie nicht mehr als wichtig angesehen wurden.
Seit 1995 ist auch die Vermietung von Räumen, Gebäuden und dergleichen zum Zwecke der Prostitution strafbar und wird mit Geldstrafen geahndet. Aber nicht nur die Vermietung bestimmter Räumlichkeiten ist strafbar. Auch die Prostitution auf der Straße ist illegal und damit strafbar.
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Im Jahre 2007 wurde ein Gesetzentwurf angekündigt, welcher im Jahre 2009 eingeführt wurde. Dieser bedroht alle Freier mit Strafe. Prostituierte an sich machten sich demnach jedoch nicht selbst strafbar.
Bestraft wurde also nicht, wer die Prostitution anbietet, sonder nur derjenige, welcher diese Tätigkeit für sich in Anspruch nahm. Dieses Prinzip wird jedoch von der Interessenvertretung der norwegischen Prostituierten Pion dahingehend bemängelt, dass die Prostituierten hierdurch vermehrt gewalttätigen Freiern und diversen Gefahren ausgesetzt und in den Untergrund gedrückt werden würden. Die Prostitution in Norwegen ist demnach – wie überall in Skandinavien – bis heute noch ein brisantes Thema.
Fazit
Das horizontale Gewerbe in Norwegen ist ein komplexes und sensibles Thema für Reisende. Einerseits ist die Ausübung der Prostitution nicht verboten, andererseits sind damit verbundene Aktivitäten wie der Betrieb von Bordellen, Straßenprostitution und die Vermietung von Räumlichkeiten zu diesem Zweck illegal.
Besonders bemerkenswert ist die seit 2009 geltende Rechtslage, die eine Bestrafung der Freier, nicht aber der Prostituierten selbst vorsieht.
Das Gesetz hat jedoch unbeabsichtigte Folgen. Die Interessenvertretung der norwegischen Prostituierten, Pion, kritisiert, dass Prostituierte durch diese Regelungen vermehrt Gewalt und Gefahren ausgesetzt sind und in den Untergrund gedrängt werden. Dies weist auf ein grundsätzliches Problem hin: Die Bedürfnisse und die Sicherheit der Prostituierten werden oft übersehen. Der gesellschaftliche und rechtliche Umgang mit Prostitution ist nach wie vor von Ambivalenz und mangelnder Anerkennung der realen Situation und der Rechte von Prostituierten geprägt.
Für Reisende bedeutet dies, sich bewusst zu sein, dass Prostitution in Norwegen in einer rechtlichen Grauzone existiert und ein verantwortungsbewusster Umgang mit diesem Thema notwendig ist.