Japan: Netflix sendet schwule Datingshow

Mitten in der Debatte um die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Japan wagt Netflix einen mutigen Schritt. Ab Juli wird Japans erste schwule Dating-Show „The Boyfriend“ auf der Streaming-Plattform verfügbar sein. Mit diesem Projekt übt der amerikanische Dienst subtil Druck auf die japanische Regierung aus, denn Japan ist nach wie vor das einzige G7-Land ohne legale gleichgeschlechtliche Ehe.

Gesellschaftlicher Wandel in Japan durch „The Boyfriend“

Casting-Direktor Taiki Takahashi sagte der New York Times, dass die Show zwar nicht die Macht habe, die Gesellschaft grundlegend zu verändern, aber er hoffe, dass sie Emotionen wecken könne. Jüngsten Umfragen zufolge befürworten 70 Prozent der Japaner die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. An dem Casting nahmen rund fünfzig schwule Männer teil, von denen schließlich neun für die Show ausgewählt wurden. Takahashi betonte, dass es ihm wichtig war, echte Menschen zu zeigen und Stereotypen zu vermeiden.

Authentische Darstellung homosexueller Beziehungen

Produzent Dai Ota will gleichgeschlechtliche Beziehungen in der Show so darstellen, wie sie wirklich sind. Das ist ein Novum in Japan, wo schwule Charaktere bisher oft klischeehaft und übertrieben dargestellt wurden. Mit „The Boyfriend“ soll erstmals eine realistische und lebensnahe Darstellung erreicht werden. Die zehn Episoden der Serie werden ab dem 9. Juli in 190 Ländern ausgestrahlt, was einen enormen globalen Einfluss erwarten lässt.

Kritische Stimmen und romantische Akzente

Jennifer Robertson, emeritierte Professorin für Anthropologie an der Universität Michigan, sieht die Show kritisch. Sie glaubt nicht, dass die niedliche und undramatische Darstellung ausreicht, um konservative Japaner von ihrer homophoben Haltung abzubringen. Statt auf explizite Szenen setzt „The Boyfriend“ auf Romantik, Freundschaft und Selbstbewusstsein. Die Kandidaten im Alter zwischen 22 und 36 Jahren leben in einem luxuriösen Strandhaus und betreiben tagsüber einen Kaffeewagen. Abends kochen sie gemeinsam und gehen aus.

In der Show werden auch politische Themen behandelt, aber das ist nur ein Aspekt der vielen Geschichten, die erzählt werden. Soshi Matsuoka, Gründer der LGBTI*-Organisation Fair, hätte sich gewünscht, dass die Teilnehmer offener über ihre Sexualität gesprochen hätten. Dennoch sieht er in der Show das Potenzial, die Einstellung der Gesellschaft nachhaltig zu verbessern.

Betreuung und Schutz der Teilnehmer

Um sicherzustellen, dass die Teilnehmer nach der Ausstrahlung der Show gut betreut werden, hat Produzent Dai Ota Psychologen engagiert. Diese stehen den Kandidaten zur Seite, falls sie von den Reaktionen der japanischen Bevölkerung überfordert sein sollten. Außerdem wird die Show von der Dragqueen Durian Lollobrigida kommentiert, die als eine Art Übersetzerin fungiert, um die Darsteller zu schützen und ihre Geschichten verständlicher zu machen.

„The Boyfriend“ könnte ein wichtiger Schritt in Richtung Akzeptanz und Gleichberechtigung in Japan sein. Mit einer Mischung aus Romantik, Realität und gesellschaftlicher Relevanz setzt die Serie neue Maßstäbe für die Darstellung von LGBTI*-Themen im japanischen Fernsehen.

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