Glashütte Gernheim in Petershagen: Glas, Feuer & Geschichte

Seit Jahren fahren wir oft am LWL-Museum Glashütte Gernheim bei Petershagen an der Weser vorbei. Sie liegt nur eine 20-minütige Autofahrt von unseren Zuhause entfernt. Jedes Mal nehmen wir uns vor, endlich anzuhalten und das Museum zu besuchen. Doch wie so oft schiebt man das Naheliegende immer wieder auf. Bis jetzt.

Nachdem ich das Jahr 2025 mit einer 6-wöchigen (!) Erkältung begonnen habe, musste ich endlich mal wieder mein Bett und das Haus verlassen und etwas Neues sehen. Also haben wir uns an einem sonnigen Wochenende endlich mal Zeit genommen, das Glasmuseum zu besichtigen. In diesem Blogartikel erfährst du, ob sich der Besuch wirklich lohnt.

LWL Museum Glashütte Gernheim: Zeitreise durch die Glasherstellung

Gegenüber des Museums befindet sich ein kostenloser Parkplatz, der bei unserer Ankunft schon gut gefüllt war. Beim Betreten des Geländes spürt man, dass man in eine andere Zeit eintaucht. Die Gebäude stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert und erzählen von einer Zeit, in der Glasbläserei harte Handarbeit war. Hier entstand einst ein ganzes Dorf rund um die Glasproduktion – mit Arbeiterhäusern, einer Korbflechterei und dem Wohnhaus der Fabrikantenfamilie.

Glasturm im LWL Museum Glashütte Gernheim
Glasturm im LWL Museum Glashütte Gernheim von innen

Im Mittelpunkt steht der imposante Glasturm. Ein hohes, kegelförmiges Bauwerk, in dem früher Fensterglas hergestellt wurde. Die ausgeklügelte Konstruktion sorgte für eine optimale Luftzirkulation und einen starken Kamineffekt, so dass das Feuer ständig mit Sauerstoff versorgt wurde. Heute ist der Turm der einzige in Deutschland, der noch in Betrieb ist. Hier kann man den Glasmachern tatsächlich bei der Arbeit zusehen.

Glasbläserei in Petershagen hautnah erleben

Während unseres Rundgangs beobachten wir, wie aus glühender Glasmasse kunstvolle Objekte entstehen. Es ist faszinierend zu sehen, wie das flüssige Material durch geschicktes Drehen, Blasen und den Einsatz von Werkzeugen seine endgültige Form erhält.

Ein Höhepunkt ist die Schleiferei. Hier wird das Glas nachbearbeitet, geschliffen, graviert und sogar bemalt. Auch andere Techniken wie Vergoldung und Bedampfung werden gezeigt. In einer Ecke steht eine historische Dampfmaschine, mit der früher ein Teil der Produktion angetrieben wurde.

Leben und Arbeiten in einer Glashütte Gernheim

Aber auch die Geschichte hinter den Glasprodukten wird im Museum erzählt. Die Arbeiterhäuser auf dem Gelände zeigen, wie die Arbeiter damals lebten. Die Räume sind klein, manche Fenster wurden bewusst verdunkelt, damit die Glasmacher zu jeder Tageszeit Ruhe finden konnten – schließlich mussten sie oft nachts arbeiten.

Gleich nebenan befindet sich die Korbflechterei, die eng mit der Glasproduktion verbunden war. Denn die Glaswaren mussten sicher verpackt werden, und dafür waren handgeflochtene Körbe ideal.

Herrenhaus mit Geschichte

Eine von vielen Vitrinen mit Kunstwerken aus Glas

Zum Anwesen gehört auch das ehemalige Wohnhaus der Fabrikantenfamilie. Hier wird ein ganz anderer Lebensstil sichtbar. Während die Arbeiter in engen Behausungen lebten, zeugen die Räume des Herrenhauses von Wohlstand und Einfluss. Möbel, Haushaltsgegenstände und Dekorationen vermitteln einen Eindruck vom Alltag der Unternehmerfamilie.

Natur und Erholung im Herrenhausgarten

Hinter dem Herrenhaus befindet sich ein liebevoll angelegter Garten. Da wir das Museum bei eisigen Temperaturen im Winter besuchten, gab es hier allerdings nicht viel zu sehen. Im Sommer ist der Garten aber sicher ein romantischer Ort.

Neben alten Apfelbäumen erinnern Gemüse- und Obstbeete an die Zeit, als der Garten nicht nur schön, sondern auch nützlich sein sollte.

Ausstellung: Glaskunst und Design

Natürlich gibt es in der Glashütte Gernheim auch jede Menge Glaskunst und Designobjekte zu entdecken, von klassisch bis modern. Leider war jedoch in der Ausstellung „Glas, Design und Kunst“ mit Glaswaren der Künstelerin Nanny Still das Fotografieren verboten. Daher kann ich euch von den tollen Kunstwerken keine Fotos zeigen.

Aber auch sonst gibt es in dem Museum rund 2.000 Ausstellungstücke, vom einfachen Einmachglas über Wasserflaschen bis zu kunstvollen Glasobjekten, die zeigen, was man aus Glas alles zaubern kann. Besonders interessant fand ich eine Auswahl an Urangläsern, die aufgrund ihrer Strahlung unter Schwarzlicht leuchten.

Hier ist eine Galerie mit den Exponaten, die mir am besten gefallen haben:

Lohnt sich ein Besuch?

Der Besuch der Glashütte Gernheim hat uns sehr gut gefallen. Wir hatten nicht erwartet, so tief in die Geschichte eintauchen zu können. Besonders beeindruckt hat uns die Live-Vorführung im Glasturm – hier wird ein altes Handwerk lebendig gehalten.

Für alle, die sich für traditionelles Handwerk interessieren oder einfach eine Zeitreise in die industrielle Vergangenheit machen wollen, ist dieses Museum auf jeden Fall interessant. Wenn du in Minden und Umgebung unterwegs ist, ist das LWL Museum Glashütte Gernheim in Petershagen auf jeden Fall einen Besuch wert.

Adresse:

LWL Museum Glashütte Gernheim
Gernheim 12
32469 Petershagen

Öffnungszeiten:

  • Montags geschlossen
  • Dienstag bis Donnerstag: 10 – 18 Uhr

Eintrittspreise:

  • Erwachsene: 4,00 €
  • Erwachsene in Gruppen ab 16 Personen 3,50 € p. P.
  • Kinder und Jugendliche (bis 17 Jahre) freier Eintritt
  • Ermäßigt: 2,00 €

Internet: https://glashuette-gernheim.lwl.org/de/

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