14 Grad und Dauerregen mitten im August: Ich sitze bei eingeschalteter Schreibtischlampe mit dickem Pulli und Wollsocken am heimischen Rechner und bin in Herbststimmung. Genau der richtige Moment, um den Lesern meines Reiseblogs vom vierten Tag unseres Dänemark-Roadtrips zu berichten: Da ging es nämlich zur Wanderdüne Rubjerg Knude mit dem berühmten Leuchtturm!
Rubjerg Knude: Ausflug zur Wanderdüne in Nordjütland
Die Rubjerg Knude (knude ist das dänische Wort für „Erhebung“) ist eine Wanderdüne, die sich zwischen den Orten Lønstrup und Løkken in der Kommune Hjørring befindet. Das Natura 2000–Schutzgebiet bildet hier die wohl eindrucksvollstee Naturschönheit in ganz Jütland. Die Rubjerg Knude stellt den höchsten Punkt der Steilküste von Lønstrup dar. Die Düne erreicht eine Länge von bis zu 1900 Metern und eine Breite von bis zu 400 Metern. Die Höhe beträgt etwa 70 Meter.
Diese Farben! Was mich beim Besuch von Rubjerg Knude am meisten begeistert hat, war das Grün des Meeres. Ich hatte keine Ahnung, dass die Nordsee solch wunderschöne Farben haben kann! Wie diese grüne Flut von dem unbarmherzigen Wind an die gelbe Sandküste gepeitscht wird, kann man wohl an kaum einem Ort die Welt so hautnah erleben wie hier im Norden von Dänemark!
Der Leuchtturm von Rubjerg Knude wurde einst auf dem höchsten Punkt der jütländischen Steilküste rund 60 Meter über dem Meeresspiegel errichtet und im Jahr 1900 in Betrieb genommen. Schon bald war der Leuchtturm jedoch durch eine Wanderdüne bedroht und zeitweise sogar fast gänzlich von Sand bedeckt. 1968 musste der Betrieb des Leuchtturms schließlich eingestellt werden. Heute ist Rubjerg Knude Fyr, so der offiziele Name des Turms, eine der größten Touristenattraktionen Nordjütlands. Als mein Freund vor etwa 20 Jahren zum ersten Mal diesen faszinierenden Ort besuchte, war der 23 Meter hohe Leuchtturm fast vollständig im Sand begraben. Nur die Turmspitze blickte damals noch aus der Düne heraus. Mittlerweile steht der Turm jedoch wieder völlig frei und ist sogar wieder begehbar. Bei Renovierungsarbeiten erhielt der Leuchtturm sogar eine neue Treppe, eine Aussichtsplattform sowie ein Kaleidoskop im Turminneren.
Leuchtturm von Rubjerg Knude
Rings um den Turm sieht es jedoch aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Hier liegen die Trümmer des ehemaligen Wärterhäuschens, welches sich einst neben dem Leuchtturm befand, verstreut. Im Gegensatz zu dem Turm wurde das Haus nämlich völlig von den Sandmassen verschluckt. Warum man sich hier nicht die Mühe gemacht hat, das Trümmerfeld zu beseitigen – zumal es sich mitten in einem Naturschutzgebiet befindet – ist mit schleierhaft. Andererseits verleihen die überall herumliegenden Backsteine und Holzbalken dem Ort einen mystischen Touch. In Kombination mit der beeindruckenden Steilküste und dem unerbittlichem Wind können Liebhaber von verlassenen Orten können hier ein ziemlich eindrucksvollen Lost-Places-Flair genießen. Und viele Touristen haben die alten Backsteine dazu benutzt, um ihre Namen in den Sand zu legen.
Die karge Sand- und Trümmerlandschaft rings um den Rubjerg Knude Fyr steht zudem in einem faszinierenden Kontrast zu der idyllischen Umgebung: Vom etwa einen Kilometer entfernten Parkplatz wandert man durch eine malerische Wiesenlandschaft, in der Kühe, Schafe und Ziegen grasen oder unter windschiefen Bäumen im Schatten liegen und wiederkäuen. Der Übergang vom grünen Gras zum gelb-weißen Sand erfolgt urplötzlich und hat sich genauso in mein Gedächtnis eingebrannt, wie die spektakuläre Aussicht auf die Steilküste entlang der grünen Nordsee.
Die Wanderdüne und der Leuchtturm von Rubjerg Knude bilden die wohl dramatischste Landschaft, die ich je auf meinen Reisen gesehen habe. Wer den Turm besuchen möchte, sollte sich übrigens beeilen: Da das Meer die Küste geduldig und unaufhörlich erodiert, wird der Leuchtturm vermutlich innerhalb der nächsten 10 Jahren in die Nordsee stürzen.
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