Klappensex ist leider ziemlich aus der Mode gekommen: Bevor soziale Netzwerke wie Gayromeo und Gayroyal oder Smartphone-Apps wie Grindr und Scruff die schwule Welt eroberten, trafen sich bi- und homosexuelle Männer zum schnellen, anonymen Sex auf sogenannten Klappen. Viele jüngere Gays wissen wahrscheinlich gar nicht mehr, was eine Klappe ist – doch die Antwort ist ganz einfach: So bezeichnete man öffentliche Toiletten, zum Beispiel in Parks, auf Autobahnraststätten oder in Kaufhäusern (ich kenne sogar einige Klappen in Universitäten!).
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Klappensex-Ausstellung „Fenster zum Klo“ im Reinraum Düsseldorf
Der französische Fotograf Marc Martin beschäftigt sich in seinen Werken seit einigen Jahren mit dem Thema Klappensex. Seine Wanderausstellung mit dem Titel „Fenster zum Klo“ war bereits im Schwulen Museum Berlin ein voller Erfolg. Bevor die Ausstellung in Paris und New York zu sehen sein wird, könnt Ihr die Fotos zur sexuellen Geschichte der öffentlichen Pissoirs nun auch in Düsseldorf bewundern. Einen passenderen Ort für die Foto-Ausstellung hätte man sich nicht ausdenken können: Beim „reinraum Düsseldorf“ handelt es sich nämlich um eine ehemalige unterirdische Toilettenanlage! Da die Räume seit ihrer Nutzung als Kunstgalerie nicht umgestaltet wurden, sondern ihr authentischer Charakter als öffentliche Bedürfnisanstalt bewahrt wurde, kommen die erotischen Fotos von Marc Martin hier besonders gut zur Geltung!
Solch schwule Klappen gab es übrigens früher in jeder größeren Stadt. Auch wenn die heutige Gay-Szene sich ihrer eher schämt, bedeuteten diese öffentlichen Toiletten für Millionen von bi- und homoexuellen Männern die Freiheit, ihrer sexuellen Lust nachgehen zu können – sofern sie ihre Angst überwinden konnten. Doch Hand auf’s Herz: Die Gefahr, entdeckt zu werden, machte auch den Reiz des Klappensex aus! Was die Klappenkultur außerdem so besonders machte, war die Begegnung von unterschiedlichsten sozialen Klassen: Entgegen weit verbreiteter Clichés trafen sich in den Klappen nicht nur Stricher, Junkies und Sittenstrolche, sondern Männer aller Altersgruppen und Milieus. Ich selbst habe leider nur noch die letzten Züge der Klappenkultur mitbekommen, kurz bevor das Online-Dating die Welt eroberte. Doch sogar in meiner niedersächsischen Kleinstadt gab es gleich mehrere Klappen – und hier traf ich nicht nur auf einige Lehrer meines Gymnasiums, sondern auch verheiratete Arbeitskollegen. Eine Geschlechtskrankheit habe ich mir dabei nie eingefangen.
Alle Informationen zur Ausstellung
Wer sich für die schwule Subkultur interessiert, sollte sich diese Fotoausstellung in Düsseldorf auf gar keinen Fall entgehen lassen. Hier findet Ihr alle Informationen auf einen Blick:
„Fenster zum Klo – Hommage an den Klappensex“
Datum: 09. – 21. November 2018
Uhrzeit: täglich von 16 – 22 Uhr
Programm:
- Vernissage am 09. November um 19 Uhr
- Führung durch die Ausstellung am 10. November um 17 Uhr
Heiko Pollmeier, Historiker, Ausstellungsassistent “Fenster zum Klo”
Schwules Museum Berlin - Finissage Party am Samstag, den 17. November, um 19 Uhr zum Internationalen Toilettentag
- „Klappe Zu“ am 21. November um 19 Uhr Finissage
(Künstlergespräch)
Ausstellungskatalog:
Da der Originalausstellungskatalog „Fenster zum Klo“ aufgrund des Erfolges im Schwulen Museum Berlin (2017/18) sehr schnell ausverkauft war, gibt es nun eine gekürzte Ausgabe in limitierter Auflage und mit neuem Cover.
Ihr könnt den Katalog auf der Homepage des Fotografen für 28,00 Euro online bestellen: http://www.marcmartin.paris/shop.php
Adresse:
reinraum e.V.
Adersstraße 30A (unterhalb des Jahnplatzes)
40215 Düsseldorf
Weitere Informationen über die Ausstellung findet Ihr unter: https://reinraum-ev.de/events/
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