Kölner Karneval: Erstes schwules Dreigestirn

Der Kölner Karneval ist legendär – schrill, ausgelassen und voller Tradition. Doch 2025 setzt die Stadt ein starkes Zeichen: Zum ersten Mal in der 202-jährigen Geschichte des Kölner Karnevals besteht das offizielle Dreigestirn komplett aus schwulen Männern. Prinz René I., Jungfrau Marlis und Bauer Michael sorgen nicht nur für Stimmung, sondern auch für Aufsehen. Ihre Botschaft ist klar: Karneval steht für Vielfalt und Offenheit – Werte, die heute wichtiger denn je sind.

Schwules Dreigestirn beim Karneval in Köln mit klarer Botschaft

Mit 438 offiziellen Terminen bis Aschermittwoch ist das Dreigestirn unermüdlich unterwegs – von Auftritten auf Bühnen und in Altenheimen bis hin zu Besuchen im Stadion des 1. FC Köln. Doch die drei Männer wollen mehr als nur feiern: Sie wollen Menschen Mut machen, sich selbst treu zu bleiben – gerade dort, wo Homosexualität immer noch mit Vorurteilen behaftet ist.

„Wir bekommen bundesweit Zuspruch“, sagt Jungfrau Marlis (alias Hendrik Ermen), der als Referent beim Land NRW arbeitet. „Aber es gibt immer noch Orte, an denen es schwierig ist, als schwules Paar händchenhaltend durch die Straßen zu gehen.“ Deshalb sei es wichtig, Flagge zu zeigen – auch im Karneval.

Kölner Karneval als Zeichen der Offenheit und Vielfalt

Dass in Köln ein rein schwules Dreigestirn möglich ist, ist ein Spiegelbild der Stadt. Rund 180 Nationen leben hier zusammen, Toleranz ist tief verwurzelt. „Der Regenbogen wird von manchen als Bedrohung empfunden, dabei steht er für Glück, Frieden und Hoffnung“, sagt Prinz René I. (René Klöver), Berater in der chemischen Industrie.

Auch Bauer Michael (Michael Samm), Inhaber einer Immobilienverwaltung, betont, dass Karneval mehr ist als nur Verkleiden und Feiern:

Wir setzen uns für Werte wie Demokratie, Höflichkeit und gegenseitige Wertschätzung ein.

Karneval mit Herz und Fleiß

Wer glaubt, das Amt des Dreigestirns sei reines Vergnügen, der irrt. Die drei müssen sich monatelang vorbereiten – mit Rhetorik- und Fitnesstraining. Bis zu 18 Auftritte am Tag stehen auf dem Programm, und die aufwendigen Kostüme sind nicht nur schwer, sondern auch teuer: Rund 15.000 Euro soll allein das Prinzen-Outfit kosten.

Doch die harte Arbeit lohnt sich. Das Trio wird gefeiert – nicht nur auf den Straßen Kölns, sondern auch in den sozialen Medien, wo vor allem Bauer Michael für Begeisterung sorgt. „Ich bekomme so viele Nachrichten, dass ich gar nicht mehr hinterherkomme“, gesteht er lachend. Während sich seine beiden Kollegen nach dem Karneval erst einmal eine Pause gönnen, geht es für ihn weiter: „Nach Aschermittwoch feiere ich einfach in Rio weiter!

Zeichen für die Zukunft

Dass Köln in diesem Jahr mit einem queeren Dreigestirn Geschichte schreibt, zeigt, wie sehr sich die Gesellschaft verändert hat. Noch vor 20 Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen. Heute ist es ein starkes Signal – und vielleicht ein Ansporn für andere Karnevalshochburgen, es Köln gleich zu tun. Denn Karneval ist dann am schönsten, wenn alle mitfeiern können – ohne Vorurteile und Barrieren.

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