Schwule Bewerbung: Outing im Vorstellungsgespräch eine gute Idee?

Bist du schwul und gerade dabei, eine Bewerbung für einen neuen Job zu schreiben? Wenn du diesen Artikel bei Google gefunden hast, dann stellst du dir höchstwahrscheinlich gerade die Frage: Outing bei der Bewerbung – Ja oder nein?

Outing im Vorstellungsgespräch eine gute Idee?

Fakt ist: Homosexualität ist heute zum Glück weniger vorurteilsbehaftet als noch vor ein paar Jahren. Dennoch sollten schwule Männer nicht unmittelbar mit der Tür ins Haus fallen, und direkt bei der Bewerbung über ihre sexuelle Orientierung sprechen. Denn hierbei handelt es sich um einen sehr sensiblen Bereich der Privatsphäre. Ehrlichkeit ist gut, doch sollte man die Ansprache im Vorstellungsgespräch eher beiläufig vornehmen.

Schwule Männer im Vorstellungsgespräch

Ob das Coming Out als schwuler Bewerber bereits im Moment des Einstellungsgesprächs erfolgt, ist ganz sicher auch eine Frage des Selbstbewusstseins. Viele homosexuelle Männer ziehen es vor, ihre Präferenz zum eigenen Geschlecht offen anzusprechen. Das kann sich als Vorteil, aber auch als Nachteil erweisen. Doch zu diesem Punkt kommen wir später. Fakt ist, dass trotz der neuen Offenheit und Toleranz nach wie vor Vorurteile vorherrschen. So kann sich die Bekanntgabe der sexuellen Orientierung auch als Beendigung des Gesprächs erweisen und der (nicht benannte) Grund sein, warum ein anderer Bewerber die offene Stelle bekommt. Am besten trifft man die Entscheidung nicht vorab, sondern im Verlauf des Gesprächs. Wichtig ist auch, dass das Schwulsein nicht thematisiert und in den Mittelpunkt der Bewerbung gestellt wird.

Sollten Gays ihre sexuelle Orientierung gleich beim Vorstellungsgespräch bekanntgeben?

Wie bereits angesprochen, kann das Outing im Rahmen des Bewerbungsgesprächs günstig, aber auch kontraproduktiv sein. Im Endeffekt sollte der Bewerber abwägen, ob es sich um einen Job in einer konservativen Branche oder um einen Arbeitsplatz in der Kreativbranche handelt.

Bei Vorstellungsgesprächen als Finanzkaufmann, bei Versicherungen und in Berufen mit möglicher Verbeamtung ist die Toleranz nach wie vor nur selten vorhanden. Wer sich hingegen im Marketing, beim Film oder in der Beautybranche bewirbt, braucht im Regelfall nicht hinter dem Berg zu halten. Dennoch kann es die bessere Idee sein, das Coming Out auf die Zeit nach der Job-Zusage zu verschieben. So kannst du ganz locker und ungezwungen in das Vorstellungsgespräch gehen.

Die Vorteile des Coming Outs im Bewerbungsgespräch

Nach dem Outing kann das Arbeiten entspannter sein. Denn es gibt nichts, worüber Kollegen hinter vorgehaltener Hand munkeln, oder was der Arbeitgeber bei Recherchen im Internet entdecken könnte. Wer sich gegenüber Chef und Kollegen frühzeitig outet, gerät nicht in Erklärungsnot, wenn er zum Beispiel nach dem zurückliegenden Urlaub mit seiner Frau gefragt wird. Auch die Digitalisierung ist ein Grund, über ein Coming Out nachzudenken. Wer sich mit seinem Partner in den sozialen Medien zeigt, muss damit rechnen, dass er von seinen Kollegen gefunden wird. Genauso war es, als ich zum letzten Mal in einer Festanstellung gearbeitet habe. Zum Glück waren meine Chefs und Kollegen sehr tolerant und hatten kein Problem mit meiner Homosexualität!

Die Nachteile der Offenheit

Trotz aller Vorzüge sollte man die Nachteile eines Outings nicht unterschätzen. Gerade bei älteren Kollegen kann eine anderweitige sexuelle Orientierung zur Ablehnung und zu unter die Gürtellinie führenden Witzen führen. Wer sich bereits im Bewerbungsgespräch outet, muss trotz aller Offenheit und Toleranz mit einer Absage rechnen. Gerade in gehobenen Positionen kann die Bekanntgabe der Homosexualität kontraproduktiv sein, da schwulen Männern wenig Durchsetzungsvermögen und eine weiche Ader nachgesagt wird.

Jeder Bewerber sollte individuell entscheiden, ob die Thematisierung beim Bewerbungsgespräch angebracht ist. Fakt ist aber, dass das Outing nach der Einstellung nicht auf die lange Bank geschoben werden sollte. Wer ehrlich ist, wird in seinem Unternehmen meist einschränkungslos akzeptiert.

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